Für ein bisschen mehr Klarheit im Siegel-Dschungel | 5 Minuten Lesezeit
Was steckt hinter den Bio-Siegeln?
Bio-Produkte bekommt man mittlerweile überall, ja sogar im Discounter! Da fällt einem natürlich sofort der große Preisunterschied im Vergleich zu Biomärkten auf. Für das gleiche Produkt mehr bezahlen, obwohl es im Discounter doch auch in Bio angeboten wird? Da sträubt man sich vielleicht zunächst gegen, aber der günstigere Preis im Discounter kommt nicht von ungefähr: Es gibt große Unterschiede in der Qualität und Herkunft der Produkte, die den Preis maßgeblich beeinflussen. Diese möchten wir für euch einmal genauer angehen und erklären, was es mit den unterschiedlichen Siegeln auf sich hat. Denn so viel sei gesagt: Bio ist nicht gleich Bio!
Die Unterschiede verbergen sich hinter den verschiedenen Bio-Siegeln. Die Siegel sagen aus, welche Anforderungen für die Zertifizierung als „Bio“ vorgegeben sind und wie streng diese eingehalten werden müssen. Bei dem Anbau, Tierhaltung und -fütterung, Weiterverarbeitung, Produktion und Verpackung gibt es genaue Vorgaben der einzelnen Verbände, die die Siegel vergeben. Schon einmal vorab: Alle – auch die Bio-Siegel von Discountern – haben gemeinsam, dass eine gentechnische Veränderung von Pflanzen oder gar von Tieren strengstens verboten ist. Noch ein Faktor ist der Einsatz von Kupfer für den Pflanzenschutz. Dieser steht nämlich im Verdacht sich bei großen Mengen im Boden anzureichern und dadurch Organismen zu schädigen. Die verschiedenen Bio-Siegel begrenzen die Menge an Kupfer, die pro Jahr eingesetzt werden darf, unterschiedlich. Bei EG-Bio ist die erlaubte Menge am höchsten, entsprechend weniger dürfen Bioland und Demeter Bauern und Bäuerinnen einsetzten. Damit man sich auch darauf verlassen kann, dass diese Vorgaben eingehalten werden, wird ein Biobetrieb und Produktionen jährlich oder auch öfter kontrolliert. Die Kontrollen sind für den Betrieb immer mit Kosten verbunden.
Wir haben euch hier eine kleine Auswahl von einigen wichtigen Siegeln zusammengestellt:
EG-Bio
Dieses Siegel könnt ihr auf allen Bio-Produkten finden. In den Discountern und Supermärkten findet man zumeist nur das EG-Bio Siegel. Dieses Siegel sagt aus, dass das Produkt die Mindestanforderungen, die für ein Bio-Siegel zwingend erforderlich sind, erfüllt. Als zusätzliche Angabe kann das achteckige Siegel verwendet werden, das bedeutet, dass das Bio-Produkt aus Deutschland kommt und dort angebaut und produziert wurde. Auf Gentechnik, Massentierhaltung und synthetischen Pflanzendünger und Pflanzenschutzmittel wird hier verzichtet, denn das ist das Mindeste, was vorgegeben ist. Viele Bereiche sind jedoch gar nicht bestimmt oder begrenzt. Das macht den großen Unterschied zu der Arbeit auf einem Betrieb aus, der Maßnahmen eines Verbandes befolgt. Die Einhaltung der Mindestvorgaben wird jährlich kontrolliert und zwischendurch werden Stichproben genommen.
Hier findet ihr weitere Informationen zu EG-Bio.
Bioland
Bioland gehört zu einem sogenannten Anbauverband. Verbände sind grundsätzlich strenger bei der Vergabe der Siegel und achten verstärkt auf die Einhaltung von besonderen Richtlinien. Um als BäuerIn oder als HerstellerIn mit einem Bioland-Siegel zertifiziert werden zu können, muss ein Betrieb jährlich einen Beitrag zahlen und natürlich sind die strengen Maßnahmen teurer in der Umsetzung. Das ist unter anderem auch ein Grund für den höheren Preis. Ein großer Unterschied zu EG-Bio ist außerdem die andere Handhabung des Zukaufs von Futtermitteln für die Tiermast. Im Gegensatz zu der EG-Bio Verordnung darf hier nur biologisches Futtermittel zugekauft werden. Bei EG-Bio darf auch konventionelles, also Nicht-Bio-Futter zugekauft werden. Zudem muss ein Bioland- Betrieb die Bioland-Richtlinien zu 100% einhalten. Bei einem EG-Bio Betrieb darf ein Teil auch konventionell betrieben werden. Zudem darf bei einem Bioland-Anbau nur eine kleinere, begrenzte Menge an Dünger verwendet werden. Dies wird darüber hinaus unterteilt in das spezielle Anbau-Gut, wie z.B. Obst, Gemüse oder Weinbau. Ein Bioland-Betrieb darf zudem nur eine bestimmte Anzahl an Tieren pro Fläche halten. Dies ist bei der EG- Bio Verordnung nicht bestimmt.
Hier findet ihr weitere Informationen zu Bioland.
Naturland
Dieses Siegel sieht man nicht allzu oft, dennoch ist es ein sehr hohes Qualitätssiegel. Die Anforderungen hinter dem Naturland-Siegel ähneln den Vorgaben von Bioland sehr. Zusätzlich zu diesen strengen Maßnahmen, achtet Naturland aber auch verstärkt auf andere Bereiche, die in einem Betrieb wichtig sind, wie zum Beispiel sozialen Vorgaben. Naturland-Richtlinien in diesem Bereich umfassen z.B. eine faire Bezahlung sowie Arbeitsbedingungen und Integration. Naturland berücksichtigt auch bisher weniger beachtete Bereiche, wie Aquakultur, Wildsammlung und Waldnutzung. Daher findet man im besten Fall auf ökologischen Fischprodukten zumeist auch ein Naturlandsiegel.
Hier findet ihr weitere Informationen zu Naturland.
Demeter
Demeter ist ebenfalls ein Verband, und zwar der Älteste, der bzgl. der ökologischen Richtlinien am strengsten einzustufen ist. Es bedarf einer langen Umstellungszeit von 5 Jahren, um als Bauer oder Bäuerin den eigenen Anbau als Demeter verkaufen zu dürfen. Ein ganz wichtiger Unterschied zu anderen Bio-Anbauten ist die Kreislaufwirtschaft, was bei Demeter bedeutet, dass Tierhaltung Pflicht ist. Der Sinn dahinter ist, dass das auf den eigenen Feldern angebaute Getreide und Gemüse durch die eigenen Tiere gedüngt werden kann und die Tiere wiederum mit dem Anbau gefüttert werden können. So fällt keine überflüssige Gülle an, wodurch der Boden und das Grundwasser geschont werden. Richtlinien, wie der Futterzukauf und Düngemittel-Einsatz sind bei einem Demeter-Betrieb im Allgemeinen ähnlich geregelt wie bei Bioland. Einige Richtlinien von Demeter sind sogar noch strenger. So muss z.B. das Futter der Tiere immer Bio sein und davon auch zu 2/3 in Demeter-Qualität. Zudem dürfen die Hörner von Kühen nicht entfernt werden, wenn damit Schmerzen für das Tier verbunden sind. Grundsätzlich wird das Enthornen auch nur im Ausnahmefall vorgenommen. Diese Verordnung ist bei keinem anderen Siegel gegeben.
Hier findet ihr weitere Informationen zu Demeter.
Die intensive Tierhaltung oder auch Massentierhaltung ist heutzutage ein großes Problem. Die Tiere müssen gefüttert werden, was sehr viel Fläche unserer Erde beansprucht, die sonst dafür genutzt werden könnte, Millionen von Menschen zusätzlich zu ernähren. Durch den Anbau des Tierfutters wird außerdem übermäßig viel CO2 ausgestoßen und die Gülle, die die Tiere produzieren, gelangt beim Düngen ins Grundwasser. Dort setzt sich Nitrat ab, welches in hohen Maßen für uns Menschen gesundheitsschädlich sein kann. Normalerweise wird auch beim Anbau von Gemüse, Hülsenfrüchten etc. Pflanzenschutzmittel und chemisch-synthetischer Dünger eingesetzt, um so so viel Ertrag zu bekommen wie möglich. Beim Bio-Anbau wird im Gegensatz dazu darauf geachtet, dass lediglich Dünger natürlichen Ursprungs eingesetzt wird, um so den Boden und die Pflanzen zu schützen, denn Pestizide können den Menschen und die Umwelt negativ beeinflussen. Viele merken es bereits bei dem Verzehr von Früchten, wenn sie eine Art allergische Reaktion bekommen.
Wenn es für euch möglich ist, beim Einkauf darauf zu achten, dass die Lebensmittel in Bio-Qualität sind – am besten bestätigt durch Siegel wie Bioland oder Demeter – könnt ihr schon einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Welt leisten, über den sich auch eure Gesundheit freut.